Wir haben neulich alte Jahresrückblicke vergangener Jahre herausgekramt, unter anderem den von 2016. Eine der meistgestellten Fragen am Ende dieses historischen Jahres, in dem mit Brexit und Trump die westlichen Demokratien einen heftigen Stoß bekamen: ob 2016 das schlimmste Jahr überhaupt gewesen sei. Die Antwort in großer, publisher-übergreifenden Mehrheit, mit vielen zehntausenden Stimmen: JA! Schlimmer geht nicht!

Seitdem tönt es Jahresende für Jahresende wieder: es ist noch schlimmer geworden. Ja, und für dieses Jahr lassen sich natürlich ganz besonders viele tragische Superlative finden. Die Themen von 2022, die in diesem Jahr die höchste Reichweite hatten, kreisen alle um große, ungelöste Furchtbarkeiten. Vor allem natürlich ein Krieg in der europäischen Nachbarschaft, Inflation, Trump kommt aus der Versenkung, und eine in vieler Hinsicht tragische WM. Aber dieses Jahr 2022 in ein Negativ-Ranking der vorangegangenen Jahre einzusortieren ist genauso vergeblich, wie zu glauben, dass das nächste Jahr bestimmt richtig gut wird. Es wird sicher schwierig. 

Aber auch wahr ist: während dieser ganzen Furchtbarkeiten ist auch unendlich viel Schönes und Tolles passiert. So banal das im Kontrast klingt: Mit Opinary war es in vieler Hinsicht ein großartiges Jahr. Noch nie zuvor haben unsere Verlagspartner so viel Wert aus unseren 1st Party Daten geschöpft. Wir haben nach einer schmerzhaft langen Entwicklungsphase endlich ein skalierbares neues Werbeprodukt auf die Straße gebracht und sind programmatisch buchbar geworden. Phantastische neue Team-Mitglieder sind zu uns gestoßen. Wir machen nach einer langen “Internationalisierungs-Pause” endlich wieder Schritte in globale Märkte. Es gab so viel wertvollen Austausch mit unseren Partner-Redaktionen wie selten zuvor. Es regnete Preise und Awards. Wir haben Partnerschaften mit über 35 neuen Verlagspartnern ausgebaut. 

Wenn es jene Zeitenwende gibt, von der Olaf Scholz irgendwann in diesem Jahr sprach, dann ist das vielleicht wichtigste Skill für diese Ära, mit den Ambivalenzen dieser Zeit leben zu lernen. Die schrecklichen und wunderbaren Happenings stapeln sich, und man kann vermutlich nur dann wirklich klarkommen, wenn man die Geschehnissen aus beiden Kategorien aktiv wahrnimmt, zulässt und anerkennt. Weder bei schönen, noch bei schrecklichen Nachrichten wegschaut, sondern hinsieht – und nachfragt. 

Das tut auch Ihr, indem Ihr Euren Leser:innen kontinuierlich Fragen stellt. Das finden wir großartig.
Alles Beste,

Pia 

Die Themen des Jahres aus der Opinary Redaktion

 

Der Krieg nebenan

Die russische Invasion der Ukraine war das beherrschende Thema dieses Jahres. Jede siebte Opinary-Umfrage in 2022 beschäftigte sich direkt mit dem Krieg und seinem internationalen Echo. Seit dem 4. März wurden auf Focus Online die Leser:innnen nach ihrer persönlichen Bedrohungslage durch den Krieg befragt. In festgefahrenen Phasen ließ das Gefühl der Bedrohung zwar teilweise nach. Aber die Bedrohung war das ganze Jahr über in der Mehrheit.

Die Grenzen der Hilfsbereitschaft

Eine Frage hat die Gesellschaft dabei gespalten, wie keine andere. Wie weit wollen wir mit unserer Hilfe für die Ukraine gehen? Entbrannt ist sie vor allem an der Lieferung von schweren Waffen. Lange Monate brauchte die Bundesregierung, um sich eine Entscheidung abzuringen. Die öffentliche Debatte ist damit aber noch keinesfalls abgeschlossen. Besonders entlang des Umrisses der ehemaligen deutschen Teilung geht die Meinung darüber noch immer weit auseinander. Wie in den Abstimmungen auf Web.de erkennbar.

Hätte, hätte, Lieferkette

Der zweitgrößte Themenkomplex des Jahres ist direkte Folge des ersten. Während der Krieg gegen die Ukraine stagnierte, schraubte sich die Inflation in Deutschland immer höher. Die Zeche für unsere Abhängigkeit von russischen Importen. Preise für Gas, Strom, Benzin und Lebensmittel zogen an. Zum Teil aus Zwängen, zum Teil aus Profitgier. Die volle Wucht der Energiekrise entfaltet sich diesen Winter erst noch. Die Folgen sind zum Beispiel für die Leser und Leserinnen des Hamburger Abendblatts aber längst im Alltag spürbar.

Die Rettungspaketboten

Was also tun gegen den Galopp der Inflation? Die Regierung entschied sich dafür, erst einmal streitend hinterher zu traben. Dann versuchte jede Partei der Ampel mit einem eigenen Wurf zu punkten. Heraus kamen durchwachsene Kompromisse. Der Tankrabatt, X-bis-Y-Euro-Tickets und diverse Wümmse verschiedenster Prägung konnten nur bedingt Abhilfe schaffen. Sparen müssen trotzdem fast alle. Das sieht man bei der Leserschaft jedem unserer Verlagspartner. Bei manchen trifft die Not bereits die Grundbedürfnisse.

Ego allein ist nicht genug

In den USA begann sich dieses Jahr jemand warm zu laufen, der bereits einmal von krisengetriebenen Ängsten nach ganz oben geschwemmt wurde. Donald Trump möchte Amerika noch greater machen als das letzte Mal. Doch die eifrig beschworene rote Welle bei den Midterms blieb aus. Trumps handverlesene Kandidaten waren vielen Wähler:innen letztendlich doch zu radikal. Die kommenden Vorwahlen zur Präsidentschaft wird das nur noch härter und schmutziger machen.

Wer den Schaden hat, braucht für Boykott nicht zu sorgen

Zum Ende eines Jahres der Dauermultikrise wäre ein bisschen Ablenkung durch ein gemütliches Sportevent genau richtig gewesen. Einmal nicht Mord und Korruption. Stattdessen gab es die WM in Katar. Und sportlich? Da mangelte es der Nationalmannschaft vor allem an einer Sache. Gut Fußball zu spielen. Dabei sollte Hansi Flick doch endlich alles besser machen. Die Liebe, die ihm zuerst zuflog, ist direkt in Frust umgeschlagen. Damit ist Flick nun voll und ganz in die Fußstapfen von Jogi Löw getreten.

Bei der Heim-EM 2024 in Deutschland wird dann aber sicher endlich alles wieder gut. Wenn Corona vorbei ist. Und der Krieg in der Ukraine. Und das Benzin wieder 1,20€ kostet. Cannabis legalisiert ist. Und die Führung, die wir bei Olaf Scholz bestellt haben, endlich angekommen ist.

Aber davor sehen wir uns in 2023 wieder.
Es wird ein steiler Weg.

Daher wünschen wir – das Publisher-Team – euch einen guten Rutsch in das neue Jahr, sowie besinnliche und erholsame Feiertage! Wir danken euch für die wundervolle Zusammenarbeit und freuen uns bereits auf das neue Jahr mit euch.