In der Opinary-Redaktion beobachten wir dieses besondere Wahljahr sehr genau. Nach den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zeichnet sich dabei ein deutlicher Trend ab. Einzelpersonen sind in der Dauerkrise wichtiger denn je für den Wahlausgang. Opinary-Umfragen können hierfür ein hilfreicher Pulsmesser sein.
In den Tagen vor der Wahl in Baden-Württemberg haben wir unsere automatisierte Umfragen-Ausspielung genutzt, um auf mehreren Verlagsseiten nach den Erfolgschancen von Winfried Kretschmann zu fragen. Der grüne Spitzenkandidat und beliebte Ministerpräsident wurde dabei durch die Bank als Favorit angesehen. Für Malu Dreyer war die Prognose in Rheinland-Pfalz ganz ähnlich. Dieses Gefühl der Leser:innen wurde dann auch bestätigt. In der Wahlnacht war überall die Rede vom Amtsbonus und dem Sieg der starken Persönlichkeiten.
Im sogenannten Superwahljahr wurden diese Ergebnisse direkt auf ihre mögliche Signalwirkung für die Bundestagswahl im September abgeklopft. Die FAZ fragte dafür ihre Leserschaft am Tag nach der Wahl, ob sich der Erfolg der Sozialdemokraten in Rheinland-Pfalz positiv auf den Wahlkampf von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz auswirken wird. Eine Übertragung auf die Bundespolitik wurde aber von einer großen Mehrheit verneint. Das starke Ergebnis sei allein der Strahlkraft von Malu Dreyer zuzuschreiben.
Sollte diese starke Fokussierung auf Einzelpersonen anhalten, würde das für die Bundestagswahl entscheidende Weichenstellungen bedeuten. Denn sowohl die Grünen als auch die skandalgeplagte Union müssen ihre Kanzlerkandidaten erst noch aufstellen. Armin Laschet werden dabei im Moment zwar die besten Chancen eingeräumt, die Union in den Wahlkampf zu führen. In der Beurteilung seiner Kanzlertauglichkeit erhält er allerdings durchweg desaströse Bewertungen.
Dazu wird das allgemeine Image der Union laut Leser:innenmeinung nachhaltig unter der Maskenaffäre und dem empfundenen Missmanagement der Coronakrise leiden. Im Gegensatz zu den Ländern scheint im Bund die vielbeschworene „Stunde der Exekutive“ allmählich abgelaufen zu sein. In Kombination mit einem schwachen Kandidaten könnte für die Union dadurch das Kanzleramt wackeln. Vor allem, wenn es den Grünen gelingt, mit ihrer Personalauswahl zu punkten.
Wir werden in den kommenden Monaten mit Formaten und Auswertungen zu diesen Themen auf unsere Verlagspartner zukommen.
Torsten Schlegel
Senior Content & Newsroom Manager
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