Ihre 15 Jahre an der Macht waren geprägt von einigen Herausforderungen und Krisen. Wir haben uns angeschaut, was euren Leser:innen von Angela Merkels Kanzlerschaft in Erinnerung bleibt. 

Die Stimmen sind ausgezählt, die Koalitionsverhandlungen noch in vollem Gange. Obwohl Merkels Nachfolger noch nicht feststeht, markiert der 26. September bereits jetzt das Ende einer Ära – nicht zuletzt, weil die CDU ein historisch schwaches Wahlergebnis eingefahren hat. 

In ihrer Amtszeit musste Merkel auf größere und kleinere Krisen reagieren. Als die größte Herausforderung seit dem zweiten Weltkrieg beschrieb sie die Krise, mit der sie sich am Ende ihrer Amtszeit konfrontiert sah: die Corona-Pandemie. Darüber wie gut sie das Land durch diese Krise geführt hat, sind die Leser:innen unterschiedlicher Meinung: Während die Mehrheit der Leserschaft von Focus, Der Westen und dem Tagesspiegel nicht zufrieden mit dem Krisenmanagement der Kanzlerin sind, findet bei der Berliner Morgenpost und der Rheinischen Post eine knappe Mehrheit, dass Merkel einen guten Job gemacht hat.

 

Die Pandemie hat jedoch auch anderen Themen wieder mehr Aufmerksamkeit verliehen so zum Beispiel dem Stand der Digitalisierung in Deutschland. Durch den digitalen Unterricht an Schulen und Universitäten und den Wechsel ins Homeoffice wurde hierüber wieder viel diskutiert. Merkel selbst zog bereits 2013 mit dem Satz “Das Internet ist für uns alle Neuland” viel Spott und Häme auf sich, weil er für viele die Rückschrittlichkeit Deutschlands in diesem Bereich symbolisierte.

Auch heute noch scheinen sich die Leser:innen unterschiedlicher Medien in dieser Frage ziemlich einig zu sein: Dass Deutschland bei der Digitalisierung gut aufgestellt ist, finden nur die wenigsten Leser:innen von Stern, Tagesspiegel, Focus und Wirtschaftswoche. Die Mehrheit konstatiert, Deutschland habe hier den Anschluss verpasst.

Eine andere große Herausforderung, die Merkels Regierungszeit geprägt hat, war zweifelsohne der Klimaschutz. Vor allem mit der Gründung von Fridays for Future im Sommer 2018 bekam das Thema zunehmend auch in der Politik mehr Aufmerksamkeit. Aber wird sie dem ihr oft zugeschriebenen Titel “Klimakanzlerin” laut Meinung der Leser:innen tatsächlich gerecht?

Das Stimmungsbild der Focus-Leserschaft dazu schwankt das letzte Jahr über jedenfalls. Nachdem seit August 2020 vorerst der Anteil an Leser:innen steigt, der findet, dass Deutschland in Sachen Umweltschutz aktiver werden muss, sinkt er ab Januar 2021 wieder. Im März sind sogar 69% der Meinung, dass Deutschland bereits ein Vorzeigeland in Sachen Klimaschutz sei. Ab Juni neigt sich das Stimmungsbild dann wieder in die Richtung, dass mehr getan werden solle. Überraschend ist, dass kurz nach dem Hochwasser in einigen Teilen Deutschlands erneut mehr Leser:innen der Meinung sind, dass Deutschland bereits genug für den Klimaschutz tue. Dieses Ereignis hat sich also augenscheinlich nicht nachhaltig auf die Meinung der Focus-Leserschaft ausgewirkt zumindest nicht dahingehend, dass sie Deutschland nun eher in der Pflicht sieht, beim Klimaschutz aktiver zu werden. 

Die Leserschaft des Spiegel urteilt hier noch deutlicher: Direkt danach gefragt, wie zufrieden sie mit der Klimapolitik der Kanzlerin seien, sagen 80% “Überhaupt nicht zufrieden.”

Welches Fazit ziehen die Leser:innen also am Ende der Ära Merkel? Trotz aller Herausforderungen und Krisen ihrer Kanzlerschaft glaubt eine Mehrheit der Leserschaft von Spiegel und T-Online, dass die Kanzlerin positiv in Erinnerung bleiben wird. Diese Meinung teilen jedoch nur 20% der Tagesspiegel-Leser:innen. Sie glauben vermehrt, dass die Erinnerung an sie überwiegend negativ behaftet sein wird.

Bleibt noch die nicht ganz unwichtige Frage, wer denn nun Merkels Nachfolge antreten wird. Mittlerweile stehen als mögliche Bündnisse noch eine Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP und ein Jamaika-Bündnis aus Union, Grünen und FDP zur Diskussion. Momentan rechnet 76% der Leserschaft von Web.de und Gmx.net mit einer Ampel, und bevorzugt diese Koalition auch zu 68%. Auch eine Mehrheit der Leser:innen der Rheinischen Post favorisieren eine Ampel. Bei der Leserschaft von Focus ist nach den Wahlen der Anteil der Leser:innen gestiegen, die eine Ampel-Koalition für am wahrscheinlichsten halten: Während dies unmittelbar nach der Wahl nur 53% taten, sind es mittlerweile eine eindeutigere Mehrheit von 61%. Dagegen sind sowohl die Leser:innen von Focus als auch der FAZ gespaltener Meinung darüber, welches Bündnis sie bevorzugen würden: Jamaika und Ampel liegen hier mit jeweils knapp unter 50% ziemlich nah beieinander. 

Eine erneute große Koalition erwartet und befürwortet bei allen Nachrichtenseiten mit unter 10% nur eine Minderheit. Auch das kann als ein klares Zeichen dafür gedeutet werden, dass der Leserschaft nach dem Ende der Ära Merkel der Sinn nach Erneuerung steht.