Die Corona-Pandemie betrifft uns alle. Danach muss auch die Kommunikation der Bundesregierung ausgerichtet sein. Mitverantwortlich dafür ist Ulrike Demmer, stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung und stellvertretende Leiterin des Bundespresseamts. Im OMR-Media-Podcast hat sie darüber gesprochen, wie die Bundesregierung alle Teile der Bevölkerung erreicht, worauf es bei der Krisenkommunikation ankommt, und wie ihr Job ihren Blick auf den Journalismus beeinflusst hat.

Nachzuhören gibt es diese Folge auf Spotify und Apple Podcasts.

Impfengpässe, verschobene Konferenzen und zurückgenommene Beschlüsse: Viele BürgerInnen hierzulande fragen sich, was in der Regierung eigentlich gerade vor sich geht. Darauf Antwort zu geben, ist der Job von Ulrike Demmer. Als Sprachrohr der Bundesregierung sind sie und ihr Team dafür verantwortlich, die Bevölkerung rund um die Uhr und zu allen möglichen Themen zu informieren. Das ist selten einfach – besonders jetzt, da immer mehr Menschen pandemiemüde werden.

Wie also schafft man es, die Bevölkerung zu informieren und gleichzeitig die Akzeptanz für politische Entscheidungen zu steigern? Steuern lässt sich hier wenig, sagt Demmer. Man könne BürgerInnen lediglich Informationen bereitstellen – wie diese letztlich aufgenommen werden, ist hingegen kaum planbar. So sei das Image der Corona-App in breiten Teilen der Bevölkerung weiterhin schlecht, obwohl die Vorteile der App klar kommuniziert wurden, während ein Appell der Kanzlerin aus dem vergangenen Jahr – „Es ist ernst” – bis heute in den Köpfen vieler Menschen verankert bleibt. Um die Akzeptanz für Entscheidungen der Regierung zu erhöhen, so Demmer, sei es generell notwendig, die mühsamen politischen Prozesse deutlicher zu machen, die sich meist dahinter verbergen.

 

 
Was bei der Kommunikation gut läuft und was nicht

Wenn es um die Bewältigung der Corona-Krise geht, macht die Bundesregierung nach wie vor einen guten Job, findet Demmer. Deutschland stehe im internationalen Vergleich sehr gut da. Trotzdem gibt sie zu, dass das anfangs sehr hohe Vertrauen der BürgerInnen in die Bundesregierung nachlässt – und sieht hier Nachholbedarf in der Kommunikation zwischen Regierung und Bevölkerung. „Es ist unser Versäumnis, dass wir es nicht geschafft haben, diese positive Botschaft weiterzutragen”, so Demmer.

Die Kommunikation mit der Bevölkerung wird oftmals auch durch die technokratische Sprache erschwert. Spielraum, um die Sprache etwas zu lockern, gibt es jedoch wenig, denn jedes falsche Wort könne heutzutage skandalisiert werden. Ein weiterer Kritikpunkt vieler BürgerInnen ist, dass Politik oft nicht transparent erscheint. Das kann Demmer nachvollziehen, betont aber: „Politik braucht auch geschlossene Räume”. So sei es nicht immer möglich, völlig offene und transparente Antworten zu geben.

Trotzdem hat die Bundesregierung bei der Krisenkommunikation auch vieles richtig gemacht, findet Demmer. Gerade am Anfang der Pandemie war das Informationsbedürfnis der Bevölkerung enorm und verlässliche Infos wichtig. Als Reaktion darauf wurde die Website der Bundesregierung umgebaut, damit Informationen rund um die Pandemie schnell zugänglich wurden. Außerdem kooperierte man mit den verschiedenen Ministerien, um Informationen zielgruppenspezifisch aufzuarbeiten, und kommunizierten über die sozialen Medien.

 

Journalismus ist in der Krisenkommunikation unverzichtbar

Zu Demmers Job gehört auch der regelmäßige Besuch der Bundespressekonferenz – nach eigener Aussage eine der größten Herausforderungen in ihrem Job. Denn vor ihrer aktuellen Tätigkeit war Demmer als Journalistin tätig und somit vor allem das Fragenstellen gewöhnt. In ihrer jetzigen Position geht es für sie hingegen darum, Rede und Antwort zu stehen – und ihre Worte dabei bewusst zu wählen. „Mit einem falschen Wort lassen sich mittlere Krisen auslösen”, sagt Demmer, die das bereits am eigenen Leib erfahren hat. Eine Fehlformulierung brachte sie bis in die ZDF Heute Show.

 

 

Uns alleine gelingt es nicht, die Leute zu informieren. Die Hauptlast liegt hier auf den Schultern der Journalisten.

Ulrike Demmer

 

 

 

 

Der Seitenwechsel – vom Fragenstellen zum Antwort geben – hat Demmers Verhältnis zum Journalismus positiv beeinflusst: Sie habe dadurch ihre Leidenschaft für den Journalismus neu entdeckt. Und gerade die Corona-Pandemie zeige, wie wichtig guter Journalismus ist. „Uns alleine gelingt es nicht, die Leute zu informieren”, betont Demmer. Die Hauptlast liege hier auf den Schultern der JournalistInnen.